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Der Rote Faden: von der Schöpfung bis zur Offenbarung

Die Bibel – mehr als nur ein Buch!

Wie die meisten Christen kennst du sicher einige Verse der Bibel auswendig, berühmte Bibel-Zitate wie „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab.” (Johannes 3,16) oder „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”(Johannes 14,6). Es ist keine schlechte Idee, wenigstens ein paar Sätze aus der Bibel auswendig zu kennen, aber die Bibel ist viel mehr als nur eine Sammlung alter Verse. Das wäre gerade so, als wenn du von „Herr der Ringe” nur ein paar Zitate kennen würdest, ohne das Buch je gelesen zu haben und dann auch nicht mal weißt, aus welchem Zusammenhang sie stammen.



Um die Bibel verstehen zu können, muß man sie als großes Gesamtwerk betrachten. Sie erzählt nämlich die Große Geschichte Gottes – eine Geschichte von Liebe, Erlösung und Wiederherstellung. Von der Schöpfung des Universums bis zur Offenbarung des neuen Himmels und der neuen Erde zieht sich ein roter Faden durch die Bibel, der die zentrale Botschaft Gottes an die Menschheit offenbart.


Ich möchte dir hier eine kleine Einführung geben, die dir vielleicht helfen kann, die Bibel besser im Zusammenhang zu lesen und zu verstehen. Eines wirst du dabei merken: es geht immer darum, dass Gott einen Plan mit den Menschen hat und diesen auch tatsächlich ausführt. Das Spannende dabei: wir sind ein wichtiger Teil der Geschichte!


Wie die Geschichte begann

Die Geschichte Gottes mit den Menschen beginnt natürlich mit der Schöpfung. Gott, der allmächtige und ewige Schöpfer, sprach das Universum ins Dasein: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.” (1. Mose 1,1) In sechs Tagen formte er die Welt und alles Leben darauf, nach seinem vollkommenen Plan. „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.” (1. Mose 1,31)


Die Menschheit, sozusagen die Krone der Schöpfung, wurde nach Gottes Ebenbild geschaffen. „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich ... Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, zum Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.” (1. Mose 1,26-27) Ebenbild heißt dabei nicht, dass wir aussehen wie Gott, aber dass wir sein Wesen und seinen Charakter widerspiegeln und dass wir einen schöpferischen Willen haben. In Liebe und Gemeinschaft mit Gott lebte das erste Menschenpaar eine zeitlang im Paradies.


Der erste große Fehler

Doch die Harmonie des Paradieses wurde durch den Sündenfall getrübt. Adam und Eva, verführt von der Schlange, missachteten Gottes Gebot und trennten sich von ihm. „Und die Schlange sprach zu der Frau: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern Gott weiß, dass, an dem Tage, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott und werdet wissen, was gut und böse ist.” (1. Mose 3,4-5). So sein zu wollen wie Gott und sich nichts sagen zu lassen, ist ein echtes Problem für uns Menschen – bis heute. Als sich die Menschen entschieden, lieber selbst zu entscheiden, was richtig und falsch ist, kamen Sünde und Tod in die Welt und zerstörten die ursprüngliche Gemeinschaft mit Gott.


Die Verheißung einer Erlösung

Trotz ihres Versagens gab Gott die Menschen nicht auf. Er versprach einen Retter, der die Sünde besiegen und die Gemeinschaft mit Gott wiederherstellen würde. „Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihm die Ferse zertreten.” (1. Mose 3,15) Diese Verheißung (das bedeutet Versprechen) zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Bibel, von den ersten bis zu den letzten Seiten.


Zunächst sah es aber gar nicht nach Rettung aus, im Gegenteil. Die Menschen wurden immer bösartiger und gewalttätiger, bis Gott einen Schlußstrich setzen mußte und in einer großen Flut die Schöpfung vernichtete (1. Mose 6-9). Acht Menschen überlebten die Katastrophe in einem großen Schiff (Arche) und bildeten den Grundstock für einen Neuanfang: Noah und seine Familie. Aber auch die Menschen, die danach lebten, kümmerten sich wenig um Gott, sondern wollten unabhängig von ihm sein. Das Mega-Bauprojekt von Babylon scheiterte und die Menschen zerstreuten sich in alle Welt: der Beginn von Sprachen und Völkern (1. Mose 11).


Abraham und das Volk Israel

Aber Gott gab nicht auf! Er schrieb seine Geschichte weiter mit einem Mann namens Abram (oder Abraham). Gott berief Abram aus seiner Heimat und verhieß ihm, dass er aus ihm ein großes Volk machen würde (1. Mose 12,1-3). Abram und seine Nachkommen, Isaak und Jakob, lebten als Nomaden im Land Kanaan (ungefähr das heutige Israel).


Jakobs Familie, die später Israel genannt wurde, wanderte aufgrund einer Hungersnot nach Ägypten aus. Dort wurden sie zu einem ganzen Volk, jedoch wurden sie versklavt und unterdrückt.


Nach einigen hundert Jahren erwählte Gott Mose, um sein Volk aus der Sklaverei zu befreien. Durch mächtige Zeichen und Wunder konfrontierte Mose den Pharao (König) von Ägypten und führte die Israeliten schließlich in die Freiheit (2. Mose 7-14). Hier begegnet uns das sogenannte „Passah” - ein Fest, das gläubige Juden bis heute feiern und sie daran erinnert, dass sie vom Todesengel verschont geblieben und aus Ägypten befreit worden sind (2. Mose 12). Dieses Fest, bei dem ein kleines Lamm geschlachtet und ungesäuertes Brot gegessen wurde, wirft schon einen Schatten auf den Tod von Jesus, der aber erst etwa 1470 Jahr später passieren wird. Jesus starb am Passah-Fest und er wird als das Opferlamm Gottes bezeichnet. Aber dazu später mehr.


Am Berg Sinai schloss Gott einen Bund mit dem Volk Israel. Er gab ihnen die Zehn Gebote und die Thora, die Grundlage des jüdischen Glaubens. Israel wurde zu einem priesterlichen Königreich und einem heiligen Volk (2. Mose 19,6). Aus diesem Volk sollte der Retter (der „Messias”) stammen und die Rettung für alle Menschen und Völker bringen.

Aber wird das befreite Volk Israel, dem Gott sich auf echt krasse Weise offenbart hat, ihm endlich gehorsam und ein gutes Vorbild für die anderen Völker sein?


 

Zwischengedanken:

Der Weg des Volkes Israel von Abraham bis zum Auszug aus Ägypten ist ein wichtiger Teil der Großen Geschichte Gottes. Er zeigt Gottes Liebe und Treue zu seinem Volk, seine Gerechtigkeit und seinen Willen, die Menschheit zu erlösen. Die Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens ist ein wichtiges Symbol für die Erlösung von der Sünde und den Tod durch Jesus Christus.

 

Die Geschichte des Volkes Israels ist leider keine reine Erfolgsgeschichte. Das Volk kam zwar wie versprochen in ihr neues Land (dem heutigen Israel) und nahm es ein. Der Fall von Jericho ist zum Beispiel in dieser Zeit passiert (Josua 5-6). Aber wieder und wieder verließen die Menschen Gott, kehrten zu ihm zurück, nur um ihm dann wieder untreu zu werden. Das ging hunderte von Jahren so. Der Großteil des Alten Testaments entstand in diesem Zeitraum.


Die vielleicht herausragendste Figur im Alten Testament ist König David. Als Teenager hatte er den Riesen Goliath getötet und später wurde er König über Israel. Er hielt treu zu Gott und deshalb gab Gott im ein krasses Versprechen: einer seiner Nachkommen würde König für immer und ewig sein (2. Samuel 7,16)! Von David stammen übrigens viele der Psalmen, die wir heute noch verwenden, unter anderem Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte...”). Allerdings war auch David alles andere als perfekt. Er leistete sich einige grobe Schnitzer, unter anderem mißbrauchte er eine verheiratete Frau und ließ deren Mann ermorden.


Die Jahrhunderte, die nun folgten, sind eine Folge von Siegen und Niederlagen, von vielen Kriegen und Königen, von denen manche gut, aber viele auch sehr böse waren. Die meisten Propheten haben in dieser Zeit gelebt. Leider beteten die Israeliten lieber die grausamen Götzen der Nachbarvölker an, als den gütigen Gott ihrer Vorfahren (z.B. Baal und Astarte) und verhielten sich absolut nicht wie man es von einem Volk Gottes erwarten würde und so mußte Gott auch hier wieder einen Schlußstrich ziehen. Ein Großteil des Volkes wurde nach Assyrien verschleppt und kam nie wieder zurück. Der andere Teil (Der Stamm Juda) wurde später nach Babylon ins Exil vertrieben. Daniel in der Löwengrube und Königin Esther sind zum Beispiel Geschichten aus dieser Zeit.


Aber Gott hatte immer vorhergesagt, dass die Gefangenschaft nicht ewig dauern würde und nach etwa 70 Jahren durften die Juden wieder in ihr Land zurück kehren, den Jerusalem und den Tempel aufbauen und das Land wieder bewirtschaften (s. Esra und Nehemia).


Jahre der Geduld

Aber hier ist die Geschichte natürlich nicht wirklich zu Ende. Denn der entscheidene Schritt in Gottes Rettungsplan steht noch aus! In den nächsten Jahrhunderten passiert sehr viel in diesem Teil der Welt. Die Perser werden von den Griechen besiegt, die Griechen von den Römern… Keine einfache Zeit für die Menschen in Israel, denn Isreal war vom politischen Wandel immer mit betroffen und wirklich frei waren die Menschen nie. Um so mehr sehnten sie sich danach, dass endlich der versprochene Retter kommen würde. In der Bibel finden wir keine Aufzeichnungen aus diesen Jahrhunderten. Das bedeutet, die Bibel der Juden endet mit der Rückkehr der Juden aus Babylon. Auch wenn es in deiner Bibel nach dem Buch Maleachi sofort mit Matthäus weitergeht, liegen dazwischen aber ganze 400 Jahre!


 

Zwischengedanken:

Auch wenn die Geschichte des Volkes Israel geprägt ist von Versagen und Schuld, verdanken wir ihnen sehr viel und Gott hat immer wieder Menschen aus diesem Volk gebraucht, um die Menschen der ganzen Welt zu segnen. Ohne das Volk Gottes hätten wir zum Beispiel keine schriftlichen Aufzeichnungen über Gottes Reden und Handeln durch die Weltgeschichte hindurch. Und wir können die Lehren von Jesus und die Briefe im Neuen Testament nur dann richtig verstehen, wenn wir sie im Zusammenhang mit dem ersten Teil unserer Bibel (dem sogenannten „Alten Testament”) sehen.

 

Jesus Christus – endlich erfüllt sich die Verheißung!

In Jesus Christus, dem Sohn Gottes, fand die Verheißung eines Retters, von der wir ganz am Anfang schon gelesen haben, endlich ihre Erfüllung. Er kam in die Welt, um die Menschheit zu erlösen. Jesus war der erste und einzige Mensch, der Gottes Willen zu 100% erfüllte und nie eine Sünde beging. Deshalb konnte er sein Leben als das perfekte Opfer anbieten. Durch seinen Tod am Kreuz besiegte er die Sünde und den Tod und öffnete den Weg für ein neues Leben. „Er ist um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt worden.” (Römer 4,25) Aber da ist noch viel mehr als nur die Vergebung der Sünden!


Die Auferstehung Jesu Christi ist der Beginn einer ganz neuen Schöpfung. Jesus sagt: „Siehe, ich mache alles neu!" (Offenbarung 21,5) Der Heilige Geist schenkt den Menschen neues Leben und führt sie in die Gemeinschaft mit Gott zurück: „Denn ihr seid alle durch den Glauben Kinder Gottes in Christus Jesus.” (Galater 3,26) Die Herrschaft Gottes bricht an und die Welt wird Stück für Stück erneuert.


Du fragst dich nun vielleicht: „Aber wenn Jesus Christus Sünde und Tod besiegt hat, warum passiert dann noch so viel Böses auf der Welt? Wo sehen wir denn die Herrschaft Gottes?” Das ist eine berechtigte Frage! Seit den ersten Jüngern vor 2000 Jahren hat sich diese Botschaft von Jesus Christus in der ganzen Welt verbreitet. Aus einer kleinen Schar von Jüngern sind Millionen und Millionen geworden. Jeder, der Jesus als Herrn anerkennt, ist eingeladen, Teil von Gottes Familie zu werden. Diese Familie nennt man auch Gemeinde. Aber die Zeit, in der wir leben, ist auch ein Übergang, während die weltweite Familie Gottes immer größer wird. Man sagt, das Reich Gottes sei schon da, aber noch nicht vollendet. Das Böse ist nämlich immer noch hier, obwohl es eigentlich schon besiegt ist.

Denn es fehlt ja noch ein wichtiger Schritt!


Das Große Finale

Die Große Geschichte Gottes findet ihren Höhepunkt nämlich erst im Buch der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel. Darin lesen wir, dass Jesus Christus wiederkommen wird, um die Sünde und die Schlange endgültig zu besiegen und das Reich Gottes auf der Erde zu errichten. Es wird eine neue Schöpfung geben, in der es keinen Schmerz, Leid oder Tod mehr geben wird. Gott wird in Ewigkeit mit seinen Menschen leben (Offenbarung 21,3-4).


Schlußgedanken

Natürlich sind das nur ein paar Anhaltspunkte, die dir helfen sollen, dich anders mit der Bibel zu beschäftigen, als du es vielleicht bisher getan hast. Die Bibel ist ein absolut spannendes Buch, das es wert ist, gelesen zu werden!

Es gibt tolle Resourcen, die dir gute Einblicke in jedes Buch der Bibel und die Große Geschichte Gottes geben. Vor allem kann ich dir „Bible Project” wärmstens empfehlen (bibleproject.visiomedia.org).

Uli Braun


Die Große Geschichte Gottes gehört übrigens auch zu den Themen, die in der Jüngerschaftsschule tiefer behandelt werden. Willst du mehr darüber erfahren?



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